»Nie soll ein Liebster, noch ein Ehemann...
Mir nahn mit steifer Rute – sprich doch nach!«
(aus dem Humpenschwur der Lysistrata, Vers 211)
Lysistrata, die „Heeresauflöserin“, so die Übersetzung des Namens, hat eine politische Vision: Geboren aus tiefstem seelischen Elend und Verzweiflung, entwickelt sie eine Gegentaktik zum ständigen „Kriegsgespiele“ der Männerwelt. Sie startet einen letzten Versuch, die Welt (ihre und die der Männer) zu retten und bläst keineswegs zimperlich zum Gegenangriff. Sie erzwingt den Frieden durch ihren eigenen Krieg, einen Bettkrieg.
Mitten im Peloponnesischen Krieg schreibt ein Dichter eine Antikriegskomödie, deren positive Heldin, eine Frau – in keiner Weise karikiert – es tatsächlich mit Staatsmännern aufnehmen kann und erhält auch noch einen Lorbeer dafür.
Dass wir uns so königlich amüsieren mit diesem Stück, sowohl der Betrachter als auch der Ausführende, verdanken wir nicht zuletzt der (für puritanische nördliche Ohren) bis zur obszönen Deftigkeit gehenden Sprache, die gleichgewichtig mit tiefster philosophischer Gedankenschönheit kontrastiert.
In einer gesellschaftlichen Situation, die Frauen in die Defensive zwingt, lässt Aristophanes eine Lysistrata handeln: selbstbewusst, taktisch klug, menschlich, zielsicher, diszipliniert. Das muss einer Revolution gleichgekommen sein auf der Bühne! Denn sie erreicht auch noch ihr Ziel! Sie erpresst mit wirksamen Mitteln den Frieden!
Der Sieg ist kein endgültiger – das hat auch Aristophanes gewusst, denn er war zu realistisch, um diesen schönen pazifistischen Urtraum zu träumen. Er setzt auch keine Religion oder Überzeugung gegen den Krieg, sondern er erkauft ihn nach Marktgesetzen. Ware gegen Preis! Liebe gegen Kriegsverzicht!
Und so weiß auch Lysistrata, dass mit ihrer Aktion das Problem nicht aus der Welt geschafft ist und dass man sich allenfalls einen Aufschub bis zur nächsten nötigen Attacke erwirtschaftet hat.
Heidrun von Strauch: Dramaturgie, Regie und Kostüme
Dr. Mahmoud Ezzeldin: Ton, Licht, Assistenz
Lysistrata |
Heidrun von Strauch |
Kalonike, Bürgerfrau aus Athen und Umgebung |
Julia Kaiser |
Myrrhine, Bürgerfrau aus Athen und Umgebung |
Elizabeth Hack |
Lampito, aus Sparta |
Elke Ezzeldin |
Junges Mädchen aus Theben / 1. Frauenhalbchor |
Sophie Philipp |
Junges Mädchen aus Korinth / 2. Frauenhalbchor |
Carolin Zuber |
Chorführerin des Chores der alten Frauen |
Eva Stephan † |
Chorführer des Chores der alten Männer |
Eberhard Schulz |
ein Ratsherr |
Dr. Jürgen Schumann |
Kinesias, Gatte der Myrrhine |
Andreas Steiner |
1. Männerhalbchor / 1. Scherge / Spartanischer Gesandter |
Jan Ermentraut |
2. Männerhalbchor / 2. Scherge / Athenischer Gesandter |
Andreas Steiner |
Göttin der Versöhnung |
Julia Kaiser |