Zither-Reinhold – ein hallesches Heldenleben Episoden aus dem Leben eines Originals
das Stück
»Bei Menschen meines Alters rufen Lärm und Widerspruch plötzlich erhöhten Blutdruck und Magensäureüberschuss hervor!« Zither-Reinhold
Alte vergilbte Zeitungsartikel, säuberlich geordnet unter dem Hefter „Hallesche Originale“ im Stadtarchiv zu Halle, künden hin und wieder von der Existenz eines Menschen, der wohl weniger ein netter Bekannter, noch ein freundlicher Nachbar – aber eben ein unvergleichliches hallesches Original war. Er zeichnete sich weder durch besondere Leistungen noch durch andere Vorzüge aus – er war einfach nur da und mit dem Stadtbild von Halle verwachsen. Er gehörte dazu, trotz augenscheinlicher geistiger Zurückgebliebenheit und einer sozialen Herkunft, die bei manchem Zeitgenossen herablassendes arrogantes Lächeln, angeekelte Distanz oder sogar unkontrollierte Aggressionen hervorgerufen haben mag. Aber es gab auch Menschen, bei denen seine kindliche Einfalt und Arglosigkeit Beschützerinstinkte weckte. Nur so ist zu erklären, dass Zither-Reinhold mit seinen 86 Jahren drei Zeitepochen unbeschadet überstehen konnte. Spärlich sind die Informationen aus den alten Zeitungen, nur einige wenige Vorkommnisse, Glückwünsche oder bloße Erwähnungen, aber dennoch Stoff genug, sich dieses, in seiner Seele sauber gebliebenen, von Korruption und Intrigen unbelasteten großen Kindes zu nähern. Schwer vorstellbar für Menschen heutiger Prägung, die wir uns täglich mit Mobbing, Übervorteilung, Betrug, permanenter Wachsamkeit beschäftigen müssen. Aber Stadtschreiberin Doris Mandel hat schon recht, wenn sie sinngemäß schreibt, wir müssen ihn ja nicht mehr anfassen. Sein Bild können wir getrost verklären, wir haben keine Verantwortung mehr für ihn – und für alle die Anderen, die anders sind?
die beSetzung
Text, Regie und Kostüme: Heidrun von Strauch
Reinhold Lohse |
Bartel Wesarg |
ein Volkspolizist, Gendarm, Zigarrenhändeler, der Pfarrer von St. Georg, Polizeibeamter |
Bernd Ludwig |
Silbersechser (ein verwachsener, aber mit äußerster Potenz gesegneter Pferdeknecht), ein vornehmer Herr, der Richter, ein Fotoreporter |
Norbert Meinert |
die Speckkuchentante (eine hallesche Marktfrau), Kaufhausleiterin des Kaufhauses der 1000 kleinen Dinge, Dame mit Einkaufstaschen |
Eva Stephan † |
Harfenjuhle, eine hallesche Bänkelsängerin, die junge Erna, Sonja deren Nachbarin, Tochter |
Christiane Friebe / Catharina Cummount |
Krankenträger, Hansi Krankenträger, Erwin (hallesche Lattcher, Jungens vom Volkssturm, Viertelstarke, Fußballfans) |
Tobias Eisenkrämer Jan Ermentraut |
Dr. Mahmoud Ezzeldin, Mathematiker aus Damaskus |
Dr. Mahmoud Ezzeldin |
Ziwweljette (Reinholds Schwester), Frau Spazier (eine Obsthändlerin), die ältere Erna (Reinholds Nichte), eine Kundin, eine Verkäuferin im Kaufhaus der 1000 kleinen Dinge |
Heidrun von Strauch |
Die Produktion wurde unterstützt durch die Stadt Halle (Saale) und die Kunststiftung Sachsen-Anhalt.
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